Ein Auto mit Platz für zwei Bauern mit Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln sollte er befördern. Zudem bei einem Verbrauch von 3 Litern Benzin mindestens 60 km/h schnell, einfach zu bedienen, sehr gut gefedert und billig sein. Das Design des Wagens sei dabei egal. So lauteten 1934 die Vorgaben des Citroën-Direktors an den Konstrukteur. Heraus kam 1939 der erste Prototyp, der TPV. Nach dem Krieg wurde ein nochmals überarbeitetes Modell vorgestellt. 1949 begann die Serienproduktion des bekanntesten französischen Automobils. Die Erfolgsgeschichte des Citroën 2CV endete erst 1990. Noch immer hat die Ente seine Fans, was sich an den Preisen zeigt.
Wir brauchen ein Bauernauto! Der Citroën 2CV
Die Entwicklung des französischen „Volksautos“ wurde bereits 1934 durch den damaligen Citroën-Chef Pierre-Jules Boulanger in Auftrag gegeben. Die Umsetzung oblag dem Rennfahrer und Konstrukteur André Lefèbvre. Gemeinsam mit dem Designer Flaminio Bertoni entwickelte er bereits den legendären Citroën Tracktion Avant (Gangsterauto) und später die Citroën DS (Göttin).
Die ersten 250 der minimalistischen Fahrzeuge entstanden 1939 unter der Bezeichnung Citroën TPV. Nur 380 Kilogramm brachten sie auf die Waage. Sie besaßen eine Aluminiumkarosserie ohne Lackierung, nur einen Scheinwerfer und ein Rücklicht. Ein Anlasser war für den kleinen wassergekühlten Zweizylindermotor nicht vorhanden, die Sitze bestanden aus einem mit Segeltuch bespannten Leichtmetallrahmen.
Mit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde das Projekt auf Eis gelegt und vor den Deutschen verheimlicht. Einige wenige Exemplare haben überlebt und sind in Scheunen aufgetaucht.
Im Oktober 1948 wurde der Citroën 2CV der Öffentlichkeit vorgestellt. Er wurde völlig überarbeitet und erhielt nun einen luftgekühlten Boxermotor mit zwei Zylindern, 375 Kubikzentimetern und einer Leistung von 9 PS und eine Stahlkarosserie. Die Spitzengeschwindigkeit dieser Modelle lag bei 65 km/h. Auch die Drehstabaufhängung wurde gegen Schraubenfedern getauscht. Er erhielt zwei Scheinwerfer. 1949 begann der Verkauf. Durch Materialknappheit waren die Stückzahlen vorerst begrenzt, sodass es zu Wartezeiten von bis zu 6 Jahren kam. Landwirte, Winzer, Ärzte, Hebammen und Gewerbetreibende wurden bei der Auslieferung bevorzugt.
Ein voller Erfolg!
In Frankreich gab es damals kaum Autobahnen, sodass die Leistung für die weit verstreuten Dörfer und unwegsamen Wege völlig ausreichend war. Die Fahrwerke waren nach Vorgabe des Firmenchefs an die widrigen Umstände angepasst. So sollte ein Korb mit Eiern eine Fahrt über frisch gepflügten Acker überstehen. Besonders die einkommensschwache Bevölkerung sprach der 2CV an. Ein weiterer Vorteil: Die einfache Bauweise ermöglichte den Unterhalt durch die ländlichen Mechaniker.
1954 wurde die Leistung des kleinen Boxers auf 12 PS angehoben. Ein größerer Motor mit 12,5 PS aus 425 Kubikzentimetern und Fliehkraftkupplung wurde ebenfalls angeboten. Mit ihm waren ganze 80 km/h Topspeed möglich.
Drei Jahre später begann Citroën der Ente eine Heizung einzubauen. Auch an der Karosserie gab es Änderungen. In früheren Modellen musste zum Erreichen des Kofferraumes das Verdeck an der Unterseite geöffnet werden. Nun gab es optional einen Kofferraumdeckel aus Blech. Das Heckfenster und die Rückspiegel wurden vergrößert.
Eine weiter verbesserte Version gab es mit dem AZL3 ab 1958. Mit dem Wegfall des 375-Kubikzentimeter kleinen Motors im Jahre 1960 wurde auch die Motorhaube aus Wellblech abgeschafft. 1962 wurde die Motorleistung auf 14 PS, ein Jahr später auf 16 PS erhöht. Die „Selbstmördertüren“ fielen 1964 zugunsten vorn angeschlagener Türen weg. Ab 1963 war eine „Luxusente“ erhältlich. Der Citroën 2CV AZAM besaß Radkappen aus Edelstahl, einige Chromapplikationen und vollgepolsterte Sitze mit Velours-Bezug. Gegen Aufpreis konnten auch Innenbeleuchtung und Beifahrersonnenblende mit Spiegel geordert werden.
Die Ente wird Kult!
In den 1960er Jahren interessieren sich zunehmend junge Leute und Studenten für das skurrile Gefährt. Die Ente überzeugte mit ihrer einfachen Bauweise und dem riesigen Faltdach. Trotzdem sie beinahe so viel kostete wie ein stärkerer und größerer Käfer, liefen die Verkäufe gut.
1970 erlebte die Ente einen großen Leistungszuwachs. Der neue, 435 Kubikzentimeter große Boxermotor leistete 24 PS. Im selben Jahr wurde auch der 602 Kubikzentimeter-Motor mit 28 PS eingeführt. Dieser war bereits aus dem Citroën AMI bekannt und für seine Robustheit bekannt. Bei guter Wartung sind über 300.000 Kilometer keine Seltenheit. Auch dessen verstärktes Fahrwerk wurde verwendet. Neue Abgasnormen zwangen Citroën dazu, die Leistung der Ente von 28 auf 25 PS zu reduzieren.
Der Citroën 2CV brachte viele Sondereditionen hervor. Eine der bekanntesten ist der Charleston. 1981 noch als limitiertes Sondermodell geplant, wurde er aufgrund seines Erfolges ins Standardprogramm aufgenommen. Er wurde bis zur Einstellung der Ente 1990 gebaut. Mit seinem 29 PS-starken Motor war er der schnellste Serien-2CV. Immerhin 115 km/h waren möglich.
1990 lief der letzte 2CV vom Band. Insgesamt 5.114.966 Exemplare wurden während der gesamten Bauzeit produziert.
Vielseitiges Charakterauto! Die Entenfamilie
Die Ente bot viele Einsatzmöglichkeiten. Dementsprechend viele Varianten sind entstanden. Neben der Kastenente (Lieferwagen) gab es auch den Citroën 2CV 4×4. Leider nur in geringen Stückzahlen gebaut, erreichte er eine ungewöhnlich hohe Geländetauglichkeit. Der Sahara bekam für seinen Allradantrieb einen zweiten Motor im Heck. Nur 693 Exemplare sind entstanden. Auch der Citroën Mehari basiert zu großen Teilen auf dem 2CV. Der offene Strandwagen wurde von 1968 bis 1987 gebaut und verfügte über eine Kunststoffkarosserie. Von den 144.953 gebauten Exemplaren verfügten 1.213 über einen Allradantrieb.
Eine Reihe von Firmen bot Kit Car Bausätze an. Aus Großbritannien und der Niederlande kamen beispielsweise Umbausätze zum Roadster.
Die Entensuche
Aus den vormals billigen Autos sind heute gesuchte Raritäten geworden. Selten wird ein fahrbereiter 2CV-Oldtimer für weniger als 4.000 Euro angeboten. Gepflegte oder restaurierte Exemplare sind ab etwa 10.000 Euro, besonders gute und seltene Enten kosten auch über 30.000 Euro. Umbauten wie der Mehari oder der Sahara werden oft weit höher gehandelt.
Rost ist wie bei den meisten Oldtimern ein großes Thema. Jedoch sind 2CV durch ihre simple Bauweise recht einfach zu reparieren. Die Karosserie ist nicht tragend und ist mit dem Fahrwerk verschraubt. Ersatzteile sind fast ausnahmslos erhältlich. Lediglich für ganz frühe Modelle kann es, insbesondere bei der Karosserie, schwierig werden.
Auch die Motorentechnik und das Fahrwerk sind für den versierten Hobbyschrauber kaum ein Problem. Die Motoren, hier besonders die 600er, sind sehr robust und machen selten Schwierigkeiten. Grundsätzlich eignet sich ein Citroën 2CV-Oldtimer sehr gut als erstes Restaurationsprojekt.
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FAQ
Brauchbare Fahrzeuge beginnen bei etwa 4.000 Euro. Hier ist die Rostfreiheit jedoch nicht garantiert. Gute Modelle können 10.000 bis über 30.000 Euro kosten. Besonders seltene Stücke wie der Allradler Sahara auch bedeutend mehr.
Die ersten Modelle erreichten mit ihrem kleinen Boxermotor und 9 PS etwa 65 km/h. Die schnellste Ente ist der 29 PS starke Charleston mit einer Spitzengeschwindigkeit von 115 km/h.